Eigentlich
wollte ich mich ja am Sonntag in einer Woche mit Phil, einem Moped-Kumpel
aus Deutschland, am Uluru
(Ayers Rock) treffen - aber irgendwie sollte dann doch alles ganz
anders kommen - aber erstmal eins nach dem anderen...
Nachdem ich den Vortag damit verbracht hatte,
den Prolog des berühmten Finke Desert Race anzusehen
und abzulichten, geht's am Morgen dann endlich los, um von Alice
via dem Old Adndado Track bis runter nach Oodnadatta
und Coober Pedy zu kommen.
Ich
breche also zeitig auf und habe die ersten 100km recht langweilige,
breite Piste unter den Stollen. Nach der AbCom Santa Teresa
kann man aber schon deutlich den Einfluß der berühmten
Simpson Desert sehen, an der sich der der Old Andado
Track entlangschlängelt. Zwischen den Mountain Ranges
versprengt zeigen sich immer wieder Fragmente der tiefroten Dünen
des Red Centers,
des roten Herzen Australiens.
Nach
Santa Theresa wird die Piste zunehmend enger und sandiger. Während
sie sich bisher über sanfte Hügel geschwungen hatte,
bleibt sie jetzt zwischen Felsketten, die geradezu aus dem Boden
zu brechen scheinen. Als diese langsam verschwinden, führt
der mittlerweile recht schmale Track durch die engen Täler
der zig km langen Dünen hindurch. Ich wundere mich ein wenig,
denn dieser Track ist auf meiner Westprint-Karte doch tatsächlich
als 2WD-fähig eingezeichnet - soviel zur Aktualität
meines Kartenmaterials...
Ich
genieße die Fahrt durch diese - zwar karge, aber in all
ihrer Einfachheit doch wunderschönen Landschaft - in vollen
Zügen. Ich kann mich nicht satt sehen an diesen nicht enden
wollenden Dünenzügen, die alle Nuancen des Rots abdecken.
Allmählich schlängelt sich der Track nach ein paar sandigen
Stellen, an denen die Dünenketten gekreuzt werden, in eine
riesige Ebene. Rechter Hand zieht sich die letzte Düne bis
zum Horizont, linkes macht sich eine gigantische Lehmwüste
breit.
Geradezu
beängstigend - so weit das Auge reicht kein Bezugspunkt,
kein Strauch, kein Hügel - nichts außer endloser Weite.
Am Horizont sind zahllose Luftspiegelungen zu sehen, man hat den
Eindruck als stünde man am Ende der Welt - von wegen die
Erde wäre rund!
Ich kann mir, während ich zig km lang an diesem Dünenkamm
entlangheize, gut ausmalen, wie sich wohl die Forscher gefühlt
haben müssen, die hier Anfang des 20. Jahrhunderts auf Mulis
und Kamelen durchzogen. Die meisten von ihnen versuchten, den
legendären, riesigen Inlandsee Australiens, den Lake Eyre,
zu finden, von dem ihnen die Aborigines immer wieder erzählt
hatten.
Sie
müssen tagelang am Rande dieser riesigen Lehmwüste entlanggezogen
sein, eine Durchquerung war wohl ein großes Wagnis. Wenn
kein Bezugspunkt vorhanden ist, fällt es nämlich - nur
mit einem Kompaß bewaffnet - schwer, die Richtung zu halten.
Viele sind dabei auf tragische Weise ums Leben gekommen - fast
am tragischsten ist jedoch die Tatsache, daß viele von ihnen
mitten durch diesen legendären See hinduch maschiert sind,
denn seit die Weißen Australien betreten haben, führte
er gerade mal 4 mal Wasser...
Als
dann der Abzweig zur Mac Clark Acacia Park Reserve kommt,
der mitten in diese grenzenlose Leere hineinführt, kostet
das Abbiegen denn doch ein wenig Überwindung. Doch einige
km später zeigt sich, daß diese Weite ein wenig trügerisch
ist, denn eine sanfter Abfall verdeckt große Teile der Landschaft.
Ich komme an ein paar Farmarbeitern vorbei, die offensichtlich
gerade Vieh verladen - man soll es nicht glauben, daß in
diesem kargen Landstrich tatsächlich irgend etwas leben kann.
Ich
begutachte also die einzigartige Akazienart, die außer hier
nur noch in zwei anderen Gebieten der Welt zu finden ist - nun,
das ganze ist nicht gerade spektakulär, aber offensichtlich
hat der Landstrich außer seiner extremen Landschaft eben
nicht viel touristisch attraktives zu bieten - aber deshalb bin
ich ja auch nicht hergekommen ;-)
Zurück
geht's zum Old Andado Track - ich freue mich schon auf
ein Gespräch mit Molly Klark, einem Urgestein des
Outbacks, einer alten Dame, die sogar im Lonely
Planet einen ganzen Absatz spendiert bekommen hat.
Die mittlerweile 84jährige lebt ganz alleine in den alten
Gebäuden der Andado Stn. Vor mittlerweile über
15 Jahren wurde sie mit einem heftigen Schicksalsschlag konfrontiert
- sie ist die ehemalige Besitzerin der großen Cattle
Station Andado. Damals sind innerhalb eines Jahres erst ihr
Mann und dann zwei ihrer Söhne tödlich verunglückt.
Doch
damit nicht genug: zudem suchte sie noch eine Rinderseuche heim,
und der gesamte Viehbestand mußten bis zum Stichtag zur
Untersuchung zusammengetrieben oder aber eingeschläfert werden.
Da sie das aber alleine mit ihrem jüngsten Sohn nicht konnte,
mußte sie notgedrungen verkaufen. Sie hat sich aber vorbehalten,
ihre ursprüngliche Station und ein 'kleines' Stückchen
Land (von einigen Quadratkilometern:) zu behalten, wo sie seither
alleine lebt.
Sie ließ sich von all dem Leid jedoch keineswegs unterkriegen
und betreibt in hohem Alter immer noch ein kleines Museum samt
Campground - ein echtes Outbackoriginal eben :-)
Ich
komme also am späten Nachmittag endlich an der Old Andado
Stn. vorbei und finde leider niemanden vor. Im Reiseführer
stand, wer sich nicht anmeldet, solle auch mit keinen allzu großen
Empfang rechnen. Ich baue also in der Abendsonne mein Zelt auf,
koche und liege auch schon beinahe im Bett, als dann doch ein
Auto auf der anderen Seite des Hauses hält. Wenig später
unterhalte ich mich mit dem Fahrer, der mir von Mollys jüngstem
Abenteuer berichtet. Sie war eine Woche zuvor hundert Meter von
der Farm entfernt bei der Arbeit unglücklich gestürzt
und hatte sich die Hüfte gebrochen. Glücklicherweise
kam aber bald ein Praktikant vorbei, der ihr half, die Flying
Doctors über Funk zu rufen...
Schade - da habe ich denn wohl ein sicherlich
interessantes Gespräch verpaßt, naja - dann eben das
nächste Mal...