Auch
am nächsten Tag wollen wir heute versuchen ordentlich Kilometer
zu machen lockt doch schliesslich Kunawarritji,
eine Aboriginal Community, die mit minimalen Versorgungsmöglichkeiten
und der einzigen Tankstelle auf der Canning ausgestattet ist.
Zunächst müssen aber Mark und Axel Erstmal die etwas
lädierten Ersatzräder, die wir am Vortag nach einigen
Platten Montieren mussten austauschen...
Nicht
weit von unserem Lagerplatz liegt ein kleiner Hügel, der
Thring Rock, den wir noch kurz erkunden, allerdings hatten
wir schon genügend solcher Aussichtspunkte in den letzten
Tagen, so dass sich unsere Begeisterung in Grenzen hält.
Weiter geht's dann durch eine wunderschöne Steppenlandschaft
mit hüfthohem Spinifex Gras, das golden in der Morgensonne
schimmert und vereinzelten Gum-Trees. Eine idyllische Landschaft,
vor allem wenn man bedenkt, dass man sich eigentlich gerade inmitten
einer riesigen Wüste befindet...
Wir
wollen noch bei der Munjingerra Cave vorbei, einer kleinen
Höhle im Boden, die schon seit Jahrtausenden von Aborigines
genutzt wurde, doch leider ist sie nach den üblen Überschwemmungen
der letzten beiden Jahren weitgehend eingestürzt. Angeblich
sollen dort jetzt recht grosse Schlangen hausen, aber wir können
vom Rand aus keine entdecken, dennoch will keiner so recht wagen
die paar Meter hinabzusteigen. Wir ziehen also unverrichteter
Dinge weiter.
Alternativ
gönnen wir uns aber eine kleine Pause, denn Axel und Mark
haben gefallen am australischen Volkssport Nummer eins: Kricket
gefunden. Allerdings bringen sie es ein wenig mit Baseball durcheinander,
was sich nur bedingt mit der australischen Vorstellung in Übereinklang
bringen lässt sind doch die 'blody Yanks' nicht gerade
besonders beliebt in Down Under.
Wir
brechen wieder auf und kurz darauf ändert sich die Landschaft
ein wenig; aber vor allem der Untergrund ist eine neue Herausforderung
ans Material: scharfkantige Felsplateaus mogeln sich immer wieder
zwischen den Sand. Das drückt die Reisegeschwindigkeit schon
deutlich, denn solche scharfen Steine gehen arg auf die Lebensdauer
der Reifen und drum machen wir langsam. Selbst ich mit der KTM
komme gerade mal auf eine Reisegeschwindigkeit von 30-40 km/h,
sprich selten aus dem 2. Gang, was natürlich die Öltemperatur
in die Höhe schnellen
lässt. Ich nehme mir vor heute abend die Nadel des Vergasers
ein wenig höher zu hängen, was zwar einen erhöhten
Benzinverbrauch aber eben auch eine bessere Kühlung des Zylinders
zur Folge haben wird. Irgendwann haben wir dann das gröbste
hinter uns gelassen und kommen an Well No. 31 an, die recht malerisch
(und vor allem recht schattig, was uns bei den mittlerweile knapp
35 Grad sehr viel wichtiger ist...) in einem recht verwachsenen
kleinen Hain wo wir eine kleine Pause einlegen.
Ab
Well No. 31 wird's dann aber zum Glück wieder Sandiger und
vor allem übersichtlicher. Der Track windet sich in leichten
bögen durch die riesige Grasebene und er bietet wunderbare
mehr oder weniger Feste Seiten an die man auch bei Tempo 80-100
noch gute Anlieger setzten kann ergo ist die Jagd eröffnet!
Das ist genau das Terrain für mein Kati! Da macht die Heizerei
so richtig Laune!
Aber
die Geländewagen, allen vorweg zur Abwechslung mal Mark der
sonst immer recht vorsichtig zu Werke gegangen ist setzt neue
Massstäbe. Und das bei einem zunehmen bockenden Heck, denn
auch das Fahrwerk eine Landrovers nimmt die materialmordenden
Strapazen der Canning nicht klanglos hin. Immer weiter heben die
Hinterräder nach jeder Bodenwelle wieder vom Boden ab, doch
das scheint Mark nicht weiter zu stören. An Well No. 32 verkündet
er dann, dass er schnellstmöglich zur Community will um dort
neue Shockies (Stossdämpfer) zu organisieren, denn ohne dies
wolle er keinen Kilometer weiter fahren seine Logik dann
davor wie ein verrückter den Track entlang zu Heizen verstehen
aber wiederum wahrscheinlich nur echte Aussies...
Am
frühen Nachmittag kommen wir dann auch an einer der berühmtesten
Telefonzellen des Kontinents an, scheinbar inmitten der Wüste
an der einzigen staubigen Kreuzung weit und breit stand früher
die einzige Kommunikationsmöglichkeit auf der Canning: eine
Telefonzelle. Mittlerweile ist sie aber nur noch ein funktionsuntüchtiges
Denkmal, denn keine 10 km weiter lockt der Laden und die Tankstelle
der Kunawarritji Aboriginal Community.
Zu
der fahren wir denn auch, obwohl wie gehört haben, dass alles
Samstags und Sonntags geschlossen ist, aber wie erhoffen uns den
Caretaker (üblicherweise ein Weisser) zu treffen, der uns
vielleicht weiterhelfen kann. Doch dort ist absolute Menschenleere.
Am Ortseingang steht nur ein Schild: man solle doch bitte die
Aborigines respektieren und doch bitte Samstags und Sonntags nicht
durch den Ort fahren. Dummerweise kann man auch an diesen beiden
Tagen nicht den kleinen Campingplatz benutzen. Also entschliessen
wir uns etwas weiter die Canning zu fahren und an der Well No.
33 unser Lager aufzuschlagen.
Dort
geht's auch mit guten 120 hin, denn hier ist der Track kurzzeitig
eine einigermassen breite Piste. Wir warten bis alle angekommen
sind und halten Kriegsrat. Dann verkündet Mark, dass er mit
Paul ins einem Landcruiser mal eben nach Port Headland brettern
wolle - sind ja nur läppische 800 km pro Weg! Denn in der
Community gäb's keine Landrover Ersatzteile und der nächste
Ort wo's so was geben könnte wäre eben Port Headland.
Pauls
Landcruiser wird also kurzerhand ausgepackt, damit sie ordentlich
schnell die breite Piste nach Port Headland brettern können.
Wir bauen also schnell Marks Stossdämpfer aus und die bekannte
Outback-Dusche auf, das die beiden noch gerne 'ne Dusche nehmen
möchten bevor sie die Nacht durchfahren.
Nachdem
die beiden zu ihrem Marathon aufgebrochen sind, bauen wir anderen
in aller Ruhe unser Lager auf und genehmigen uns in der laufen
Abendluft ebenfalls eine warme Dusche. In Vorfreude auf erhofften
Biernachschub, der als willkommener Nebeneffekt der Fahrt nach
Port Headland abspringt, denn die Biervorräte unserer australischen
Freunde ist jetzt, bei etwa
halber Strecke schon auf gut 20% gesunken. Ein Grund mehr ordentlich
zu feiern und uns prächtig am riesigen Lagerfeuer zu unterhalten.
Mark, Axel und Trev hingegen frönen der hohen Kunst des Kartenspiels:
Poker und Black-Jack mitten auf der Canning.
Alles in allem also eine willkommene Abwechslung
von den Strapazen der letzten Tage...