Am
nächsten Morgen sitzen die Folgen der Feier vom Vorabend
noch ein wenig in den Knochen und die Stimmung ist auch ein wenig
gedrückt schliesslich stehen heute zwei recht unerfreuliche
Dinge an: Wenn wir den Tanami
Track erreichen wird unser Abenteuer ein jähes Ende finden
und zu alledem müssen wir uns von unseren neuen, mittlerweile
lieb gewonnenen Freunden verabschieden. Zudem entschliesst sich
Ruth mit den Australiern nach Darwin zu fahren, denn ihr Rückflug
geht von dort. Uns aber zieht es nach Alice, denn wir waren mit
der Canning wesentlich schneller als geplant, und als kleiner
und keineswegs unerheblicher Trost winkt für Axel, Mark und
mich noch die Simpson Desert, die ich ja schon zwei mal undurchquert
lassen musste!
Dann
brechen wir endlich auf zur letzten Etappe, die es noch mal in
siech hat. Der Track ist wieder dicht umwachsen, die Äste
peitschen auf meine Kombi ein zum Glück trage ich
einen guten Panzer drunter! Immer wieder muss man höllisch
auf Halbmeter tiefe Auswaschungen am Wegesrand achten, da könnte
man locker seine Achse verlieren oder aber ein halbes Motorrad
drin versenken!
Wir
bestaunen dieses Naturschauspiel und versuchen uns auszumalen,
wie wohl die Strecke noch vor wenigen Monaten ausgesehen haben
musste, als sie weiter zurück unpassierbar war; unvorstellbar
eigentlich, dass in einer so trockenen Wüste die Route für
anderthalb Jahre wegen Überschwemmung unpassierbar sein kann!
Dann
führt uns ein Abzweig zur Well 50 durch eine sandige Graslandschaft.
Ja, nun merkt man, dass wir der Tanami Wüste immer
näher kommen: so faszinierend kenne ich sie von meinen früheren
Reisen!
Wir machen aber Erstmal eine kleine Pause, denn die Temperaturen
machen uns mittlerweile ein wenig zu schaffen und ich fülle
meine Wasserreserven auf...
Und
dann quert plötzlich eine gut ausgebaute Piste den Track.
Wir ignorieren dieses eindeutige Zeichen der Zivilisation und
versuchen uns noch ein wenig weiter auf dem offensichtlich immer
weniger befahrenen Track zu halten. Er führt und in eine
Landschaft aus riesigen Lehmpfannen, die aber alle voller Wasser
sind. Wir versuchen in einem letzten Anlauf noch auf den feinsandigen
Dämmen zwischen ihnen weiter zu kommen, doch an einem Wasserloch
mit Windmühle ist auch dieser Weg zu Ende.
Nach
einer kurzen Erfrischung heisst also im Tiefsand kehrt zu machen
und zurück zu der Piste. Dieser folgen wir dann gut 150 km.
Mit Tempo 100-120 brettern wir auf dieser Schotterpiste der Billiluna
Aboriginal Community und damit dem Tanami Track entgegnen.
Zwischendurch müssen wir immer wieder Hacken schlagen, wenn
eine Lehmpfanne von der Piste umfahren wird, oft genug brettere
ich aber einfach gerade aus, weil ich den Abzweig zu spät
erkenne aber ich habe Glück: auch hier ist mittlerweile
alles wieder trocken und so hinterlasse ich nur eine einsame Spur
auf der noch etwas weichen Oberfläche.
An
einer alten Viehtränke machen wir Mittag und ich montiere
wieder das grössere Ritzel, denn bis zur Simpson Desert ist's
weit, und ich werde dich nächsten 1500 km sicherlich nicht
mehr langsam machen müssen...
Mit ein, zwei eiskalten Colas bewaffnet starten wir zum abschliessenden
Abschiedsfoto-Marathon schliesslich wollen acht Fotoapparate
ihr Andenkenbild in besten Licht mitnehmen!
Und
dann sind es auch nur noch 50 staubige Pistenkilometer und wir
stehen am Ende der Canning: nach 14 Tagen und 1650 km seit Wiluna
steht unsere verschworene Gemeinschaft ein letztes Mal zusammen.
Wie verabschieden uns von unseren australischen Freunden und von
Ruth, die verspricht die Bande in Darwin zum Dank ordentlich zum
Essen auszuführen.
Ein
richtiges Abenteuer waren diese zwei Wochen, durch eine Geniale
Landschaft, über harte, sandige, materialmordende, staubtrockene,
mal eiskalte, aber meist brütend heisse einsame Spuren
es fehlen die Worte dieses Erlebnis zu beschreiben.
Mit einem weinenden und einem lachenden
Auge machen wir uns auf den monotonen Weg, die knapp 1000 kmüber
den Tanami Track nach Alice Springs, in die Oase inmitten des
trockenen Kontinents.
Von
dort aus werden wir uns unseren Traum erfüllen und die
Simpson Desert durchqueren
sicherheitshalbe gleich zwei Mal und durch Zufall an dem
Ereignis des Outbacks teilnehmen: den berühmt-berüchtigten
Birdsville Races. Der Patzer mit dem losvibrierten Luftfilter
wird noch schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, und ich muss
8000 km später, wieder mal in Alice Springs bei meinem alten
Freund Woddy von Race Motor Cylces den Kolben und
Zylinder der treuen KTM wechseln, zur Abwechslung mal wenigstens
meine eigene Schuld aber das ist eine ganz andere Geschichte...