Wir brechen also zur zweiten Hälfte der Canning
auf. Diese war gut anderthalb Jahre wegen Überflutungen gesperrt
gewesen, und der erste Konvoi ist gerade mal knapp zwei Monate
vor uns zum ersten Mal wieder durchgekommen! Das ganze verspricht
also durchaus noch abenteuerlicher zu werden als das bisherige
Teil.
Nach
Nichtmal zwei Stunden über übelstes Wellblech, das auf
dem Moped erst ab einer Geschwindigkeit von knapp 100 km/h wieder
erträglich wird (was bedeutet, dass die Autos mit 20 km/h
dahin kriechen müssen) kommen wir dann auch schon an die
erste unüberwindliche Hürde: gerade geht's es noch über
eine tiefsandige Düne, da sieht man auch schon nur noch Wasser
so weit das Auge blickt; Hier geht's auf jeden Fall nicht weiter!
Also
umkehren und die Alternativpiste probieren, die vor knapp 15 km
abging. Die führt dann auf einem ordentlichen Umweg auf einem
kleinen Hügelkamm entlang und ist tatsächlich trocken.
Die Landschaft ist mit ihrer kargen Schönheit faszinierend.
Doch auch diese Hügelkette hat mal ein Ende und dann geht's
auch schon in die Vollen.
Immer
wieder ist nämlich jetzt der Track überschwemmt und
man muss offensichtlich erst vor kurzem in die Wüste getriebene
Umfahrungen nehmen, die meist auch noch auf den Dünenkämmen
im Tiefsand entlang führen. Für die Autos geht das noch,
da der Sand auf den Kämmen nicht allzu lose ist, für
mich bedeutet die aber mal wieder Fahren in den tiefen, feinsandigen
Spurrillen der 4WDs, die sich alle paar Meter um einen Strauch
schlängeln.
Also
mal wieder das Problem, dass man als 2-Rad Fahrer im Sand eigentlich
mindestens 50 fahren sollte um 'ne Stabile Lage zu bekommen, man
aber bei den benötigten Haken und Ecken, die man hier schlagen
muss allenfalls im 2. Gang fahren kann kurzerhand: eine
ordentliche Plackerei in der Mittagshitze; das aber dann in atemberaubender
Landschaft.
Es besteht kein Zweifel: die nördliche Hälfte
der Canning ist tatsächlich landschaftlich noch faszinierender
als die Südhälfte.
Ich
kämpfe mich derweil in der Mittagshitze weiter durch den
Sand und schlängle mich um aber und aber um Sträucher
und kleine Bäume und irgendwann wird der Track dann wieder
etwas fester und in einem lauschigen Hain warte ich im Schatten
auf den Rest der Meute. Mark und John sind mir ihrem Landrover
auch ohne Stossdämpfer den anderen weit voraus (offensichtlich
drängt es Mark zu seinen Ersatzteilen, und er will
komme was da wolle vor dem nächsten Wochenende schon
in Halls Creek sein um keine zwei Tage zu verlieren; ob wir das
in der kurzen Zeit jedoch schaffen?)
Auf
jeden Fall entpuppt sich Mark mal wieder als echter Aussie und
zaubert aus seinem Landrover ein Kleinkallieber Gewehr hervor,
mit dem wir uns mit Zielschiessen die Wartezeit vertreiben. Nach
'ner guten halben Stunde sind dann endlich alle eingetroffen und
nach 'ner eiskalten Cola geht's weiter durch den feinen Sand.
Steve sorgt mal wieder für viel Spass: Wie
fast alle fährt man wann immer es geht nur noch auf dem Dach
der Geländewagen (und nachdem Trev, sein 14jähriger
Sohn, ohnehin grossen Spass am Geländewagenfahren gefunden
hat, kann man sich die trockene Luft da oben ja auch mit dem einen
oder anderen Bier befeuchten, was natürlich nicht gerade
zur Ernsthaftigkeit beiträgt...) Er sitzt also mal wieder
auf dem Dach und kommt auf die geniale Idee den nachfolgenden
Deutschen 'nen Streich zu spielen: Er will sich im Gebüsch
verstecken und dann sobald deren Toyota vorbeikommt unbemerkt
auf diesen aufzuspringen um die Insassen zu erschrecken.
Der Plan ist so schlecht nicht, doch haben die beiden, wie sich
bald herausstellen sollte, eine Kleinigkeit übersehen. Steve
versteckt sich also im Gebüsch. Ne halbe Stunde später
sitzt er aber immer noch mit einer halben, mittlerweile brühwarmen
Bierdose ausgerüstet unter der prallen Sonne und überlegte
sich ob er sich denn wohl an die Survivaltipps aus seinem Offroad-Buch
erinnern könnte, denn derweil ist Trev weitergefahren. Der
lauscht indessen gespannt dem Funkverkehr und fragt erst gut 20
Minuten später zaghaft nach, ob die Deutschen denn den Fussgänger
schon eingesammelt hätten. Als die ihn auf den Fauxpas aufmerksam
machen heisst's dann dummerweise 20 km zurück fahren um seinen
mittlerweile recht kleinlauten Vater einzusammeln; Kein Wunder
also, dass wir 'ne gute dreiviertel Stunde auf die anderen warten
müssen...
Gegen
Abend verlassen wir die Dünen zur Abwechslung mal wieder
und kommen auf eine steinige Ebene und bald auch an die Well No.
38, die sich als die Schlucht eines kleines Bächleins entpuppt,
die sich malerisch metertief ins Gestein gefressen hat. Doch hier
ist's uns für unser Nachtlager definitiv zu steinig und wir
brechen im letzten Büchsenlicht auf, um einen besseren Lagerplatz
zu finden.
Den
finden wir dann auch nur wenige Kilometer entfernt und neben wundervollen
Ghost-Gums entspannen wir uns bei einem kühlen Bier und einem
leckeren Abendessen von den Strapazen und der Hitze des langen
Tages das ganze natürlich vor einem weiteren wunderschönen
Sonnenuntergang im der Wüste. Mehr ist da nicht mehr zu sagen...