Am andern Morgen werde ich von Touris geweckt,
die morgens um 7 ihre Boote startklar machen, um auf eine der
umliegenden Inseln zu kommen - an Schlafen ist mit meiner lädierten
Schulter danach natürlich nicht mehr zu denken, also genehmige
ich mir einen wunderbaren Kaffee an der Bar.
Nach
dem Frühstück machen wir uns denn endlich auf in Richtung
Cap.
Davor müssen wir aber noch einen schleichenden Plattfuß
am Toyota flicken, das erledigt uns der Mechaniker für 'nen
20er - allerdings schauen wir lieber weg, als er einen Bagger
benutzt, um den Reifen von der Felge zu bekommen...
Dann geht's endlich los. Der Track ist anfangs
recht sandig, und ich male mir aus, was für ein Spaß
das wohl mit meiner Mühle geworden wäre... Doch auch
im Toyota haben wir viel Spaß. Im späteren Verlauf
führt er dann durch dichtesten Regenwald
- welch faszinierende Kulisse!
Nach
einer guten Stunde sind wir denn auch am Parkplatz des Pajinka
NP angekommen. Wir genießen noch ein wenig den paradiesischen
Sandstrand, und machen uns dann auf den nicht allzuweiten Fußmarsch
an die nördlichste Stelle des australischen Kontinents -
dem eigentlich Cape York.
Nach
ein paar Hügeln und dem Blick über eine recht unruhige
und wolkenverhangene See sehen wir dann das kleine nasse Fleckchen,
mit seinem kleinen, unscheinbaren Schild:
"You are standing on the northernmost
point of the Australian continent"
- verkündet es lapidar.
Gemessen
an all dem Aufwand, um hier überhaupt herzukommen, ist das
Fleckchen recht unspektakulär - da steht man jetzt im Wind,
die Füße im eisigen Wasser, von jeder größeren
Welle wird man naßgespritzt, und vor einem ein altes, mit
Beton ausgegossenes Ölfaß mit einem schlichten gravierten
Aluminimumschild, und denkt: Welch erhebender Augenblick meines
Lebens... ;-)
Wir verinnerlichen uns also diesen einzigartigen
Moment und machen uns wieder auf den Weg zum Auto, vorbei an der
Edel-Touri Lodge, die Pajinka Wilderness Lodge (nun ja,
so edel, wie es eben am Ende der Welt gerade noch geht ;-), wo
wir erstmal eine Kleinigkeit einschmeißen.
Dann
brechen wir auf zu den Ruinen des berühmten 'Somerset',
dem Stammsitz der ehemaligen Rinder-Dynastie, die von Frank
Jardine begründet wurde, aber wie viele dieser Dynastien
nur wenige Jahrzehnte überstand.
Wir sind jedoch weniger an den Ruinen als vielmehr
an einem kleinen Track interessiert, der von Somerset nach Sheridan
Point führt und zum großen Teil über den Sandstrand
führt und nur bei Ebbe befahrbar sein soll - das wollen wir
uns nicht entgehen lassen!
Doch
bevor wir an den Sand kommen, heißt es erstmal den schmalen
Track, der geradezu aus dem Urwald herausgeschlagen scheint, zu
meistern. Er ist so knapp bemessen, daß ich an so mancher
Stelle aussteigen muß und wir ziemlich genau zirkeln müssen,
damit der Landcruiser mit seinem vergleichsweise hohen Aufbau
da auch unter jedem über den Track ragenden Baumstamm hindurch
kommt - aber das ist ja auch gerade der Spaß an solchen
Tracks.
Wir
kommen also endlich auch an die Passagen über den Strand
und genießen - trotz der steifen Brise und der nichts Gutes
verheißenden Wolken - die grenzenlose Weite des Ozeans.
Leider ist der Track gerade mal 12km lang, und so sind wir bald
wieder auf der relativ breiten Piste, die durch den Urwald Richtung
Bamaga führt.
Wir entschließen uns, die Nacht auf dem
Campingplatz in Seisia zu verbringen und kommen dort ein weiteres
mal in den Genuß einer Campsite direkt am Strand.
Dort
treffen wir dann auch mal wieder einen dieser typisch australischen
Lebenskünstler. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen man
'On the Track' trifft, die ihre gesamte Habe auf ihrem Pickup
mit sich herumfahren und von der Hand in den Mund leben - eine
Lebensphilosophie, die einem sicherheitsverwöhnten Deutschen
doch zu denken gibt. Meist handelt es sich bei diesen Leuten um
Handwerker, die ohne Hast durchs Land ziehen, und wenn das Geld
mal wieder alle ist in den nächstgelegenen Pub im Ort mitten
im Nirgendwo gehen, einmal kurz um Aufmerksamkeit bitten und etwas
verlauten lassen, das in etwa so geht: 'Gidday! Ich bin der Rainer,
und bin Maurer und Zimmermann, wenn jemand was gebaut haben will
- ich bin die nächsten 14 Tage hier...' interessanterweise
sind aber die Bewohner dieser kleinen Orte geradezu auf diese
fahrenden Handwerker angewiesen, und so ergänzt sich alles...
Unser
Nachbar entpuppt sich als typischer Vertreter dieser Gattung,
und während wir uns mit ihm unterhalten und den letzten Abend
vor der anstrengenden Rückfahrt genießen, erzählt
er uns, daß er gerade 3 Wochen Fischen war, und jetzt wohl
mal wieder 'nen Job suchen sollte, da er mal wieder blank wäre
- dementsprechend will er morgen nach Weipa aufbrechen...